Vom „Kämpfer gegen die Judendiktatur“ zum Franz Joseph Strauß Fan – Die bayrischen Bundestagsabgeordneten der Alternative für Deutschland (AfD)

Die Wahlgewinnerin in Bayern ist eindeutig die AfD. Mit 12,4% bayernweit wird die AfD für die CSU zum Albtraum. Mit 14 Abgeordneten aus Bayern, davon eine (!) Frau, wird die AfD für vier Jahre im Bundestag vertreten sein. Der bayrische Landesverband und seine Leute auf der Liste sind teilweise noch unbekannt. Deswegen wurde sich in die Untiefen der Facebook-Seiten, Youtube-Videos und Homepages der neuen Bundestagsabgeordneten begeben, um ein differenziertes ausgewogenes Bild der bayrischen Abgeordneten zu zeichnen.
Franz Joseph Strauß Fans mit neoliberalen Ansichten sitzen neben Libertären, die antisemitischen Verschwörungstheorien anhängen und einige sehen sich sogar im „Kampf gegen eine Judendiktatur“. Ideologisch unterscheiden sich die AfD’ler teils massiv, ihr völkisches Denken und ihr Hass auf Muslime, Merkel und Linke ist ihnen gemein.

Die Landesgruppe Bayern der AfD-Bundestagsfraktion.

 

Platz 1:

Martin Hebner
Kreisverband Starnberg
Diplominformatiker und Wirtschaftswissenschaftler
AfD-Funktion: Schriftführer im Landesvorstand
Leiter der AfD-Landesgruppe in der AfD-Fraktion in Berlin

Überraschend landete Martin Hebner auf Platz 1 der Landesliste Bayern für die Bundestagswahl. Seine Wahl wird dem „Flügel“, initiiert von Parteirechten wie Höcke und Poggenburg, zugeordnet. Indem Hebner sich nach außen bürgerlich gibt und öffentlich nicht mehr als die typischen AfD-Positionen vertritt, dient er als bürgerliches Schutzschild der teilweise extrem rechten Mitglieder des bayrischen Landesverbandes. Er geht Diskussionen um Nazis in seiner Partei aus dem Weg, distanziert sich nicht und fordert „es müsse um Inhalte gehen“. Im Interview mit Bayern 2 am 25.09.2017 bezeichnete Hebner Vorwürfe, dass Nazis in der AfD sind als „nonsense“. Er behauptet der bayrische Landesverband sei frei von extremen Rechten. Die Zeit ordnet Martin Hebner ins „nationalkonservatie“ Lager ein.

Wie die komplette AfD steht Hebner für Rassismus und Nationalismus. Im Interview mit Bayern 2 am 21.08.2017 meinte Hebner „Die Obergrenze ist durchaus ein Punkt, wenn man die bei Null ansetzt.“ Das Handeln der Bundesregierung im Sommer 2015 nannte er „ein komplettes Versagen“. Hebner sieht sich und die AfD gern in der Opferrolle. Aktionen gegen seine Partei bezeichnet er auf Facebook häufig als „undemokratisch“.

Seine Facebookseite ist allerdings erst seit dem 18. April 2017 rückwirkend sichtbar. Ob Hebner, der die extreme Rechte duldet, vorher offen rassistisch gepostet hat, lässt sich aktuell nicht nachzuvollziehen.

 

Platz 2:

Peter Böhringer
Wahlkreis Amberg
Wirtschaftspublizist
Funktion in der AfD: Sprecher des
AFD-Bundesfachausschusses „Euro-, Geld- und Finanzpolitik“
Mitglied in der Bundesprogrammkommission und Finanzpolitischer Sprecher

Peter Böhringer wird ebenfalls von der Zeit als nationalkonservativ
bezeichnet. Schaut man sich diese Person einmal genauer an, wird
klar, dass Böhringer nichts mit klassischen Konservatismus am Hut hat.
Böhringer lässt sich eher dem sog. „libertären“ Spektrum zuordnen.
Auch Xavier Naidoo und andere Verschwörungstheoretiker bezeichnen sich als „libertär“. Mit linken Libertären ist diese Strömung auf keinen Fall zu verwechseln. Die „Libertären“ sind gegen den Staat, da er ihnen aus ihrer Sicht etwas wegnimmt. Problem für sie ist der Sozialstaat. Sozialleistung und Steuern sind für sie Diebstahl an den Reichen. Sie streben nach einer Welt in der unkontrollierter Kapitalismus noch mehr um sich greift. Zudem vertreten Libertäre häufig antisemitische, antidemokratische und nationalistische Positionen.
Böhringer gründete die Bürgerinitiative „Holt unser Gold heim“, mit der er versuchte die deutschen Goldreserven aus den USA wieder in Deutschland einzulagern. Zudem schrieb er häufig für die „eigentümlich frei“, ein Presseorgan der selbsternannten „Libertären“.

In der „eigentümlich frei“ behauptete Böhringer beispielsweise: „Auch wir erleben heute massenmedial die permanente bewusste Verwirrung des gesunden Menschenverstands, des logisch-konsequenten Denkens und des normalen geschmacklichen Empfindens auf allen Ebenen!“ und „es ist heute offensichtlich, dass auch die heutigen supranationalen Eliten auf einen solchen vollkontrollierten hierarchischen Weltstaat mit ihnen als oberster Kaste hinarbeiten“ (https://ef-magazin.de/2014/07/14/5534-schoene-neue-welt–ordnung-huxley-und-orwell-brutal-real).
Damit verbreitet Böhringer antisemitische Vorstellungen einer geheimen Elite, die sich gegen die Menschen verschworen hat und gezielt und homogen handelt. Der böse Kapitalismus kommt für ihn aus den USA, dem er den „guten deutschen“ Kapitalismus entgegensetzt. Der deutsche Nationalstaat ist für Böhringer die einzige Rettung vor der „New World Order“.
Böhringer als nationalkonservativ zu bezeichnen ist eine Fehleinschätzung der „Zeit“. Viel mehr kämpft Böhringer schon seit 2014 für einen Rechtsruck in der AfD. Als sich Lucke damals von den Rechten distanzieren wollte, stellte sich Böhringer klar gegen Lucke und bezeichnete ihn als „unfassbar totalitär“.

 

Platz 3:

Corinna Miazga
Straubing
Contract Manager in der Automobilindustrie
Vorsitzende des Kreisverbands Straubing-Bogen/Regen

2014 war es schon fast vorbei mit Miazgas Parteikarriere in der AfD. Gegen sie wurde ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet, da sie den Zustand der Finanzen in der AfD Bayern kritisierte. Gegner_innen in der Partei warfen ihr damals vor den Landesverband entmachten zu wollen. Mittlerweile scheint das Verfahren laut Miazgas eigenen Angaben eingestellt zu sein.
Sie scheint nun in der Partei gefestigt, landete gegen die Erwartungen auf Listenplatz 3 und zieht nun als einzige Frau aus Bayern für die AfD in den Bundestag ein. Auf ihrer Homepage (corinna-miazga.de) steht: „Ziel der AfD ist Selbsterhaltung, nicht Selbstzerstörung unseres Staates und Volkes“. Zudem fordert sie Zäune und Sicherungssysteme an den Grenzen und will weg vom „Geburtsortprinzip“. Anstatt die Staatsbürgerschaft durch Geburt zu erhalten will Miazga zurück zum „Abstammungsprinzip“. Also nur wer deutsche Eltern hat, solle auch den deutschen Pass bekommen. Auch die Phrase „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ wird von ihr auf Facebook vertreten. Insgesamt handelt es sich bei Miazga um eine Unbekannte, die von der Zeit als „nationalkonservativ“ bezeichnet wird.

 

Platz 4:

Petr Bystron
München
Politologe, Publizist, Unternehmensberater
Vorsitzender des Landesverbandes Bayern

Bystron kandidierte als Vorsitzender des Landesverbandes auf Listenplatz 1, musste sich aber Hebner geschlagen geben. Wahrscheinlich ist Bystron vielen in der Partei zu offen rechtsradikal. Petr Bystron erregte vor allem Aufsehen mit der Forderung, die AfD „müsse als Schutzschild für die Identitäre Bewegung dienen“. Er sieht die IB als Vorfeldorganisation der AfD. Sogar der bayrische Verfassungsschutz stellte ihn nach diesen Aussagen unter Beobachtung.

In Deutschland schreibt Petr Bystron für rechte Zeitschriften, wie die „Junge Freiheit“, die „eigentümlich frei“ oder die „Huffington Post“. Zudem publiziert Bystron in der Schweiz, Tschechien und der Slowakei. Bei Russia Today trat Bystron als Deutschlandexperte auf.
Erst seit Lucke weg ist kann Bystron in der Partei aufsteigen. 2013 trat er als Lucke Gegner auf und wurde für die Bundestagswahlen 2013 nur auf den bayrischen Listenplatz 17 gewählt. Bystron ging nie auf Distanz zu Rechten. Als Höcke seine rassistischen „Afrikaner“-Aussagen machte, gab Bystron Rückendeckung. Er sagte: „Ich habe keinen Grund mich zu distanzieren bei den Aussagen, die er bisher gemacht hat“.
Petr Bystron tritt trotz seiner eigenen Migrationsgeschichte, er flüchtete 1986 aus der Tschechoslowakei, vor allem als „Flüchtlingsgegner“ auf. Frauke Petrys Aussage man müsse an der Grenze notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen, verteidigte Bystron. Vor allem in Osteuropa beeinflusst er die Stimmung, indem er Angst vor Geflüchteten schürt. In Tschechien warnt er davor „Terroristen ins Land zu holen“ und auf seiner eigenen Homepage steht: „Die ungezügelte Migranten-Lawine in unser Land ist das brennendste Problem unserer Zeit“.
Zudem relativiert Bystron den Faschismus und hetzt gegen Linke. Als Bystron die Antifaschistische Aktion mit der SA gleichsetzte, bekam er wegen der Verwendung des SA-Logos eine Hausdurchsuchung.
Bystrons Stärke ist es freundlich aufzutreten und durch seine eigene Migrationsgeschichte gemäßigt zu wirken. Er hat es allerdings geschafft den Landesverband Bayern klar auf den rechten Kurs zu bringen.

 

Platz 5

Martin Sichert
Nürnberg-Nord
Diplomkaufmann
Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes
Nürnberg/Schwabach

Martin Sichert war bereits Mitglied in der SPD und der FDP. Nun gelang ihm mit der AfD der Sprung ins höchste Organ der BRD-Demokratie. Sichert gibt sich einen sozialen Anstrich und sorgt scheinbar für die Belange des „kleinen Mannes“. Auf Facebook gibt Sichert den typischen Populisten. Dort heißt es „die deutsche Mentalität der Ordnungsliebe erodiert, da sie mit vielen anderen Kulturen nicht funktioniert“. Zudem bezeichnet er die Aufnahme von Geflüchteten als „Gutmenschenpolitik“ und „Rassismus gegen die eigene Bevölkerung“. Sichert poltert: „Man lässt Millionen junger Männer ins Land, die europäische Frauen als Freiwild und Schlampen betrachten“. Zudem positioniert er sich nationalistisch EU-feindlich, nennt seine Ex-Partei „Scharia Partei Deutschlands“, hetzt gegen „Gender-Wahn“, Islam und Rundfunkbeitrag.

Abgrenzung zu Faschisten scheint er nicht für nötig zu halten. Lieber nennt er Wehrmachtsgeneral Erwin Rommel eine „der ehrenhaftesten Gestalten des Zweiten Weltkriegs“.

 

Platz 6:

Hans-Jörg Müller
Diplom-Volkswirt
Direktkandidat: Traunstein/Berchtesgardener Land
Bundesvorstand im AfD-Mittelstandsforum

Hans-Jörg Müller gehört zum Höcke-Parteiflügel. Er unterzeichnete die sogenannte „Erfurter Resolution“. Zudem vertritt Müller vor allem die Interessen der Unternehmer in der AfD und sucht den Kontakt zu Russlanddeutschen, die in hoher Zahl AfD gewählt haben. Laut Müller sei die Ausrichtung der AfD unter Lucke „schwammig gewesen“. Als Petry die Parteiführung übernahm meinte er, nun gelte endlich „deutsche Interessen zuerst“. Müller ist ein Populist wie er im Buche steht. Auf Facebook empfiehlt er schon mal einen Livestream des antisemitischen und rassistischen „Compact-Magazins“ von Jürgen Elsässer. Und auch ansonsten sympathisiert er mit dem Antiamerikanismus Elsässers. Russland wird von dieser Strömung zum Paradies verklärt. Auf Russia Today spricht sich Müller für ein Ende der Russlandsanktionen aus und durch Postings auf Russisch versucht er russischsprachige Deutsche für sich zu gewinnen.

Pöbeln auf Facebook scheint das Hobby des Hans-Jörg Müller zu sein. Als Böhmermann postete, dass das erste Mal seit dem 2. Weltkrieg Nazis in den Bundestag einziehen, kommentierte Müller auf Facebook, dass Böhmermann doch bei Erdogan Asyl beantragen solle, wenn er nicht damit einverstanden sei. Nach Gaulands Forderung „Özugus nach Anatolien zu entsorgen“, bekräftigte Müller Gaulands Aussage und meinte Özugus unterwandere mit „deutschlandfeindlichen, ausländischen Islamisten“ den Staat. Die Presse ist für ihn „Lügenpresse“, Flüchtlinge sind für ihn „moslemische Invasoren“, andere Parteien sind für ihn „Kartellparteien“ oder „Altparteien“ und türkische Gemeinden sind für ihn „Landnehmer“. Müller bezeichnet die Regierung als „Merkel-Gabriel-Regime“, die BRD ist für ihn „Merkels DDR 2.0“, Deutschland müsse aufwachen und sich das Land zurückholen (alles auf seiner Facebook-Seite). Für ihn ist die „Ehe für Alle“ und vor allem das damit verbundene Adoptionsrecht ein „Verbrechen an unseren Kindern.“

 

Listenplatz 7:

Peter Felser
Früher Offizier, heute Inhaber eines
mittelständischen Medienverlages
Vorsitzender Kreisverband Oberallgäu/Kempten/Lindau

Zweimal war Peter Felser als Bundeswehrsoldat im Einsatz gewesen. 2001 publizierte er mit der publizistischen Ikone der sog. „neuen Rechten“ Götz Kubitschek ein Buch über den Einsatz der Bundeswehr in Bosnien. Auf seiner Homepage vergleicht er die multikulturelle Gesellschaft Jugoslawiens mit Deutschland und schürt damit die Angst vor einem Krieg der Kulturen, wie er in Jugoslawien ausgebrochen war. Dass die Ursache des Jugoslawienkrieges vor allem Ultranationalismus war, ignoriert der ehemalige Krieger.
Auch andere Relationsketten zu durchschauen fällt ihm schwer. Er behauptet, dass Sozialausbau wegen der Geflüchteten stattfindet und tritt für „geschloßene Sozialsysteme“ ein. Anscheinend ist ein kongruentes politisches Denken in der bayrischen AfD-Fraktion nicht vorhanden. Der angeblich soziale Felser lud den radikalkapitalistischen Peter Böhringer am 12.01.2017 zu einer Veranstaltung ein.
Ansonsten inszeniert sich Felser als Unternehmer mit der Hauptforderung die Rundfunkbeitragsgebühren abzuschaffen. Er gibt gerne den starken soldatischen Mann. Sein Schlagwort auf der Homepage lautet „Führen“. Laut ihm heißt Führung „vorausdenken, vorrangehen, Verantwortung übernehmen und präsent sein“.

 

Listenplatz 8:

Gerold Otten
Ehemaliger Berufssoldat und pensionierter
Vertriebsleiter bei einem Rüstungskonzern
Direktkandidat München-Land

Der ehemalige Berufssoldat setzt sich in der AfD für eine Stärkung der Bundeswehr ein. Gerold Otten unterstützt Alice Weidels Forderung, die Bundeswehr solle künftig abgelehnte Asylbewerber abschieben. Außerdem meint er die Bundeswehr sollte im Inneren eingesetzt werden. Die Lektüre von Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“, bezeichnet Otten als „Schlüsselerlebnis“. Er meinte es hätte gezeigt, „dass in diesem Land unter der Decke schon vieles brodelt“. Otten sagt, Staaten, die abgelehnte Asylbewerber nicht aufnehmen, sollen mit diplomatischem und wirtschaftlichem Druck zum Einlenken bewegt werden.
Als Petry noch für den rechten Flügel der AfD stand, ergriff Otten Partei für sie und gegen Bernd Lucke. Vor den Bundestagswahlen 2013 war Otten als Verteidigungsexperte mit Lucke und Petry ins Rennen gegangen. Damals setzt sich Otten noch gegen den Mindestlohn ein. Als Frankreich den Mindestlohn für Deutschland forderte meinte Otten: „Frankreich ist absolut reformunfähig und versucht daher mit allen Mitteln die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu reduzieren! Auch der Euro war aus französischer Sicht ein Mittel dazu, die wirtschaftliche Vormachtstellung Deutschlands zu unterminieren.“
Heute gibt sich der Sohn eines SPD-Bürgermeisters sozial. Als Kandidat im Kreis München-Land mit seinen hohen Mieten, setzt er sich für sozialen Wohnungsbau ein. Populistisch ein kluger Schachzug, sein Schwerpunkt bleibt aber das Militärische.
Ansonsten regt sich Otten auf Facebook vor allem über die „Ehe für alle“ auf und pauschalisiert auch die gesamte Presse gerne mal als „Linkspresse“.

 

Listenplatz 9:

Stephan Protschka
Vermögensberater und Finanzanlagenfachmann

Bei Protschka handelt es sich um einen Nazi. Auch wenn sich der Niederbayer gerne gemäßigt konservativ gibt, seine Reden ähneln den extremsten Reden der NPD. Protschka war 17 Jahre lang Mitglied in der Jungen Union und meint er wäre aus Unzufriedenheit mit der Europolitik der Regierung zur AfD gewechselt. Bei einer Rede im Wahlkampf im Juni 2017 auf dem Marktplatz in Landshut hielt Protschka eine Rede, die belegt wie weit rechts die AfD wirklich steht. (Link: https://www.youtube.com/watch?v=kENy0oIpvE0).
In dieser Rede nennt er die Antifa „S-Antifa, die neue SA der Blockparteien“. Die Gegendemonstrierenden sind für ihn die „Vernichter Deutschlands“ und er meint geschichtsvergessen: „1933 sind die Sozialisten an die Macht gekommen und heute stehen die Sozialisten da vorne“. Damit meint er das Bündnis, das gegen die AfD protestiert, bestehend aus Antifaschist_innen und Gewerkschaftler_innen, die ab 1933 die ersten waren die in Konzentrationslagern landeten.
Die krasseste Aussage Protschkas blieb von Medien bisher komplett unbeachtet. Wörtlich sagt Protschka auf der Kundgebung in Landshut auf der Bühne stehend: „Wir werden uns nicht in einer Judendiktatur wiederfinden solange ich hier oben stehe“ (Minute 4:20) und „Wir werden für unser Land kämpfen bis zum Untergang“. Dass Protschka bereit ist „für Deutschland zu sterben“ bekräftigt er: „Meine Kinder werden keine Burka tragen, auch wenn es mich das Letzte kostet“. Weiter meint er in faschistischer Manier: „Unsere Großeltern haben Blut geschwitzt für Deutschland und ihr macht es kaputt“. Verherrlichung der Nazigeneration scheint ihm sehr wichtig zu sein: „Wir müssen stolz sein auf unsere Vorfahren, wir haben eine deutsche Identität“ und er ist dem „Trümmerfrauenmythos“ aufgesessen: „Unsere Trümmerfrauen haben Deutschland aufgebaut.“ Dass vor allem die USA dafür sorgten, dass Deutschland heute kein Agrar-Staat ist, weiß Protschka anscheinend nicht. Für ihn ist „nicht der Amerikaner unser Freund, der Russe ist unser Freund.“
Zudem glaubt er die Lüge der bezahlten Antifa: „Die Antifa wird immer weniger, wahrscheinlich geht dem DGB das Geld aus.“ Wahlweise sind aber die Antifas auch von den Parteien bezahlt: „Anscheinend geht den Blockparteien das Geld aus die Antifa zu bezahlen.“ Er meint, bald werden die Frauen in kurzen Röcken mit Burka rumlaufen, aber falls es so weit kommt steht Protschka „für Deutschland ein bis zum letzten Atemzug“. Weiter meint er der Euro, von dem Deutschland augenscheinlich deutlich profitiert, mache zusammen mit der EU Deutschland kaputt. Merkel ist für ihn „SED-hörig und tut nichts für unser Land.“ Protschka meint weiter „Vielleicht gefallen euch ja die Grünen besser, die für Kindersex sind.“
Er selbst ist da lieber Nazi: „Ihr könnt mich einen Nazi schimpfen (…), ich bin stolz auf mein Land.“
Die Lokalpresse ignoriert die Rede Protschkas scheinbar. Die Passauer Neue Presse (pnp) gibt dem Faschisten sogar die Möglichkeit sich als Opfer darzustellen. Protschka sei permanent bedroht durch Drohanrufe und heruntergerissene Plakate. (http://www.pnp.de/lokales/landkreis_dingolfing_landau/2658452_Jeder-Angriff-macht-Stephan-Protschka-staerker.html).
In der „Zeit“ wird Protschka als „nationalkonservativ“ eingeordnet. Bei Stephan Protschka handelt es sich aber schlicht und einfach um einen Nazi.

 

Listenplatz 10:

Paul Viktor Podolay
Direktkandidat Erlangen
Medizintechniker

Paul Viktor Podolay kam 1982 wie Bystron aus der Tschechoslowakei nach Bayern. Podolay war lange in der CSU aktiv, trat aber 2015 aus Protest „wegen den ständigen Rechtsbrüchen“ aus. Er fordert einen „Untersuchungsausschuss Merkel“. Podolay meint: „Wir haben in Deutschland die Gewaltenteilung abgeschafft“. Seine Ziele entsprechen somit weitgehend dem Konsens der AfD, deren politische Ansichten er über die deutschen Grenzen hinweg vertritt. Podolay ist Präsident der „Deutsch-Slowakischen Wirtschaftsunion“ (DSWU). Die DSWU hat zum Ziel die „Förderung der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Kontakte zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Slowakischen Republik“. Zudem ist Podolay Honorarrepräsentant der Region Bratislava im Freistaat Bayern und schafft es so die AfD nach Osteuropa zu vernetzen. Bei der AfD-Wahlkampfveranstaltung in der Nürnberger Meistersingerhalle freute sich Podolay neben dem ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus zu sitzen. Im Wahlkampf war Podolay sehr aktiv und war unter anderem in der Region Erlangen mit seinem eigenen Transporter („Pol-Mobil“) unterwegs.

 

Listenplatz 11:

Tobias Peterka
Jurist im öffentlichen Diensta
Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberfranken
Gründungsmitglied und Direktkandidat des
Kreisverbandes Bayreuth

Tobias Peterka gehörte bis 2016 dem Landesvorstand des AfD Nachwuchses der „Jungen Alternative“ an. Diese steht noch rechter als die Stammpartei. Auf Facebook pflegt Peterka Freundschaften zu Identitären und Jürgen Elsässer.
Er bewirbt die rechte Postille „Junge Freiheit“ (Posting am 11.01.2016). In AfD-Ton meinte er im September 2015 auf Facebook: „Jetzt bei der Flüchtlingskrise ist D wieder komplett Banane, da es ohne Hirn nur mit dem Gutmenschen-Herzen agiert.“ Nun behauptet er, dass „eine kopflose Migrationspolitik“ für die niedrigen Renten verantwortlich sei. Belege für diese These führt ein AfD‘ler natürlich nicht an. Auf die Frage wer auf keinen Fall das Direktmandat gewinnen soll, meint Peterka im Nordbayrischen Kurier: „Ein Gegner Deutschlands“ (http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/afd-elf-fragen-tobias-peterka_605826).
Im parteiinternen Streit zwischen Lucke und Petry ging Peterka voll in Opposition zum gemäßigteren Lucke. Er stellte sich hinter Petry und postete ein Bild mit „FRAUKE for President“.
Insgesamt lassen sich bei Peterka weniger offen rassistische und verschwörungstheoretische Statements finden. Seine Freundschaften zu Identitären und Elsässer deuten daraufhin, dass Peterka seine radikal rechten Ansichten nur besser zu verstecken weiß.

 

Listenplatz 12:

Rainer Kraft
Chemiker
Langweid am Lech (Wahlkreis Augsburg-Land)

Rainer Kraft ist Franz-Joseph Strauß und Donald Trump-Fan. Er zitiert in Reden gerne den ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Strauß. Beispielsweise in Mühldorf am 23.11.2015: „Wenn es Rot-Grün gibt, stehen die Leben unserer Kinder auf dem Spiel“. Kraft meint: „Ein Narrenschiff fährt uns Richtung Multikultistaat.“ Weiter formuliert er: „Es gibt keine Bereicherung durch eine multikulturelle Gesellschaft.“ Anscheinend konsumiert Kraft nur Weißbier und Weißwurst, denn „wir sind uns reich genug in unserer Kultur“. Für Kraft ist die bayrische Kultur alles. Neben dieser duldet er nichts. Durch Migration „gibt es dann nur noch einen Mischmasch von unkulturellen Zusammenhängen“.
Für ihn ist Merkel „die Mutter aller Schlepper“ und wahnsinnig regt sich der Bazi über Gender-Studies-Lehrstühle auf. Klar, dass sich die Machofraktion der AfD-Bayern mit ihrem Geschlechterverhältnis von 13:1 über jede Kritik am Patriarchat aufregt. Kraft vertritt das Bild einer AfD, die versucht Franz Joseph Strauß für sich zu vereinnahmen. Kraft sagt: „Die CSU unter Seehofer ist nicht mehr die Kontinuität der Politik von Franz Joseph Strauß“. Im Vergleich zu Stephan Protschka und den Libertären in der Landesgruppe vertritt Kraft keine antisemitischen Positionen. Er ist eher ein Vollreaktionärer im Sinne Franz-Joseph Strauß.

 

Listenplatz 13:

Johannes Huber
Finanzbuchhalter
Stellvertretender Kreisvorsitzender der AfD Freising-Pfaffenhofen
Bundestagskandidat für Wahlkreis Freising, Pfaffenhofen,
Schrobenhausen

Die AfD ist Johannes Hubers erste Partei. Er trat ihr angeblich wegen der Europolitik bei. Huber gibt sich bieder und bürgerlich. Seine rassistische Hetze steht dem Rest der AfD dennoch in Nichts nahe. Huber ist der Meinung, „die Merkel-Partei will es also schaffen, Migranten gezielt nach Deutschland UMZUSIEDELN (sic!).“
Er glaubt die Verschwörungstheorie vom „großen Austausch“, die auch die Identitären vertreten. Wörtlich sagt Huber: „Es wird versucht die angestammten Leute auszutauschen.“ Geflüchtete sind für ihn „Merkels Gäste“, Seehofer für ihn „Drehhofer“ und er hätte lieber den ungarischen Staatschef Orban als Bundeskanzler.
Ab und zu kann der junge, spießige Huber auch poltern. Beispielsweise unterstützt er Meuthens Statement „Merkel rückstandsfrei zu entsorgen“. Zu den Ausschreitungen nach der Attacke auf die Welcome to Hell Demo in Hamburg meint er: „Hamburg hat gezeigt: Wer Linke und damit Rot-Rot-Grün wählt, bekommt Bürgerkrieg und Kommunismus!“
Im Bundestagswahlkampf bekam Huber Unterstützung durch Alice Weidel, die seiner Einladung zu einer Wahlveranstaltung nach Wolznach folgte.

 

Listenplatz 14:

Wolfgang Wiehle
Informatiker
AfD-Kreisvorsitzender in München

Von 1982 bis 2002 war Wiehle in der CSU aktiv und saß acht Jahre lang im Münchner Stadtrat. 2013 trat er in die AfD ein, weil seiner Meinung nach „die CSU im Schlepptau der Merkel-CDU gefangen ist.“ Er redet von gelenkter Öffentlichkeit und sagt: „Es geht uns darum,die Macht der Political Correctness zu brechen.“ Angelehnt an Trumps „Amerika First“, fordert Wiehle „Deutschland zuerst“. Er teilt Internetpetitionen für Ehe zwischen Mann und Frau. Laut Homophoben sei diese durch die sog. „Homo-Ehe“ gefährdet. Zudem veranstaltet Wiehle mit dem Verschwörungstheoretiker Peter Böhringer Veranstaltungen zum Thema Euro.