Bericht der Antifa Würzburg zu dem Demonstrationsgeschehen am 18.02

Am 18.02 führte der III. Weg einen Gedenkmarsch anlässlich der Bombardierung Dresdens 1945 in Würzburg durch, zu dem sich 160 Nazis am Bahnhof in Rottendorf zusammenrotteten und gemeinsam nach Würzburg anreisten. Die sich am Nationalsozialismus orientierende rechtsradikale Partei ist aus dem verbotenen „Freien Netz Süd“ hervorgegangen und versucht, geschichtsrevisionistisch die Angriffe der Aliierten auf das nationalsozialistische Deutschland mit dem widerlichen Begriff des „Bombenholocaust“ umzudeuten. Continue reading „Bericht der Antifa Würzburg zu dem Demonstrationsgeschehen am 18.02“

Bundesweiter Aufmarsch des „III. Weg“ im unterfränkischen Würzburg

Für den 18. Februar mobilisiert die Nazipartei „Der III. Weg“ bundesweit zu einem „Gedenkmarsch“ nach Würzburg. Dieser soll anlässlich der Bombardierung Dresdens am 13.02.1945 in Zukunft jährlich stattfinden. Gewohnt widerlich versucht die Nachfolgeorganisation des verbotenen Freien Netz Süd (FNS) hierbei an den Opfermythos eines unschuldigen Nazi-Deutschlands anzuknüpfen. Sie propagieren dabei falsche Todeszahlen und verwenden den abscheulichen Begriff des „Bombenholocaust“. Dieser Geschichtsrevisionismus setzt die industrielle Tötung von sechs Millionen Menschen gleich mit Kriegshandlungen, die das Ziel hatten den deutschen Faschismus zu beenden. Genauso wie Dresden war auch Würzburg keine unschuldige Stadt.
(mehr Infos: http://antifawuerzburg.blogsport.eu/2016/03/deutsche-taeter-sind-keine-opfer-gegen-den-mythos-der-unschuldigen-stadt-wuerzburg/)

Solche „Gedenkmärsche“ der Nazis kennen wir bereits beispielsweise aus Dresden und Magdeburg. In Dresden versammelten sich früher zu diesem Anlass bis zu 5.000 Nazis. Dass dem nicht mehr so ist, ist auf andauerndes antifaschistisches und radikales Engagement und Blockaden zurückzuführen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der diesjährige Aufmarsch für die Nazis zum Erfolg wird. Denn der „III. Weg“ ist brandgefährlich. Sie beziehen sich ideologisch direkt auf den historischen Nationalsozialismus. Antisemitismus und Rassismus sind zentral für ihre Hetze. Gerade jetzt wo rechten Stammtischparolen täglich Taten folgen, dürfen wir den Nazis keinen Raum für eine Machtdemonstration geben.
Wir unterstützen die Demonstration von „Würzburg lebt Respekt – Nazis stoppen“, doch unserer Meinung nach muss der Protest auch noch weiter gehen. Organisiert euch, seid kreativ und passt aufeinander auf, damit wir gemeinsam und direkt konsequenten Widerstand gegen die Nazis leisten können.
Kein Vergeben, Kein Vergessen!

Offener Brief an AfD-Gaststätte Greifensteiner Hof

Folgender Brief wurde dem Greifensteiner Hof (Häfnergasse 1 in Würzburg) Ende November 2016 als E-Mail zugesandt. Es kam keine Antwort und auch in einem persönlichen Gespräch wurde sich weder von der Dreckspartei AfD distanziert, noch irgendwie angekündigt, die AfD-Stammtische einzustellen. Aus diesem Grund veröffentlichen wir den Brief und machen nun mit Flyern und Gegenprotest darauf aufmerksam, wen sich der Greifensteiner Hof einmal im Monat ins Haus holt. Wir werden den Druck weiter erhöhen! Wer die AfD unterstützt, ist unser Gegner!

„An die Inhaber*innen des Greifensteiner Hofs

Wie wir aufgrund von Recherche erfahren haben, findet in regelmäßigen Abständen der Stammtisch der AfD Würzburg in Ihrer Lokalität statt. Ob das daran liegt, dass Sie deren politischen Ansichten teilen oder Sie ihnen aus ökonomischen Gründen die Räume zur Verfügung stellen, wissen wir nicht. Das spielt aber in dem Punkt keine Rolle, da das Resultat dasselbe ist: Sie bieten einer rechtspopulistischen Partei eine Plattform!

Die Alternative für Deutschland hetzt offensiv gegen Geflüchtete und heizt somit die rassistische Grundstimmung weiter an. Forderungen aus dieser Partei gehen bishin zu Schießbefehlen an der Grenze und Einschränkungen religiöser Freiheit von Muslim*innen. Mit plumpen „Wir sind Wir“- Parolen wollen sie bei Nationalist*innen punkten und eine deutsche Identität schaffen, die automatisch andere Menschen ausschließt. Dabei bedienen sie sich schlimmster Lügen denen gegenüber, die nach ihrer Vorstellung nicht in ihre Volksgemeinschaft passen. Mit Beleidigungen wie „Rapefugees“ wird aus AfD- und Pegidakreisen das Hetzbild des kriminellen Geflüchteten aufgebaut. Ebenso sind Überschneidungen mit dem neofaschistischen Spektrum Realität, was sich nicht zuletzt mit dem Besuch von Neonazis bei AfD-Veranstaltungen zeigt. Die braunen Kameraden setzen die geistige Brandstiftung der AfD praktisch in die Tat um. Gerade in diesen Jahren, in denen Geflüchtete und ihre Unterkünfte täglich angegriffen werden, darf Menschen, die diese Hetze verbreiten, kein Raum geboten werden. Auch die Würzburger Umgebung ist von Anschlägen auf Geflüchtetenheime (wie in Wertheim und Höchberg) und der Bildung rassistischer Mobs (wie in Mainstockheim) nicht sicher. Geflohenen, die es eh schon schwer genug haben, wird nach einer lebensgefährlichen Flucht noch versucht, das Leben hier schwer zu machen, sei es durch Parlamentsbeschlüsse oder Aggression auf der Straße.

Intention ist es, bei den Leuten nicht nur Angst vor einer Überfemdung, sondern in diesem Zusammenhang auch finanzielle Angst zu schüren. Geflüchtete nähmen „den Deutschen“ nicht nur das Land, sondern auch ihr Geld weg. Als neoliberale Partei versteht die AfD die finanzielle Misere Vieler nicht als ökonomisches Problem und bietet ganz bequem die Asylsuchenden als Sündenbock an. Anstatt einer gerechteren Vermögensverteilung sollen die noch mehr verzichten, die eh schon wenig haben. Dass die Partei aber auch den Sozialstaat und damit die Rechte ihrer eigenen Wähler*innen einschränken möchte, ergibt sich aus dem Parteiprogramm, rückt aber im Gegensatz zur Asylfrage in den Hintergrund. So wählen auch Arbeitslose die Partei, die sich für strengere Bestimmungen ihnen gegenüber einsetzt.

Weitere Kritikpunkte sehen wir im konservativen Familienbild und den Geschlechterrollen, die von der AfD propagiert werden. Mit der Ablehnung von homosexuellen Partnerschaften und Kampfbegriffen wie „Gender Mainstreaming“ fördern sie den Hass auf Menschen, die aus dem heteronormativen Rahmen herausfallen.

Wir fordern Sie auf, der AfD in Zukunft keine Unterstützung mehr zu garantieren! Auf den Stammtischen in Ihrer Lokalität wird Hetze veranstaltet und menschenfeindliche Politik geplant! Ein Bereitstellen von Räumen für die AfD ist für uns nicht hinnehmbar! Wir bitten um eine Rückmeldung.

Antifa Würzburg“

Prozess gegen prokurdischen Demonstranten

Am 1.12. fand der Prozess gegen einen prokurdischen Demonstranten am Amtsgericht Würzburg statt. Er hatte bei einem Gegenprotest gegen die türkischen Nationalist*innen der UETD ein Plakat hochgehalten mit der Aufschrift „Solidarity with the freedom fighters of Rojava. Down with IS, fundamentalism and patriarchy“. Zudem war eine kurdische Kämpferin und die kurdische Sonne abgebildet. Bei diesem Gegenprotest wurde ihm das Plakat von einem polizeilichen Greiftrupp entrissen und beschlagnahmt, wobei dieses zu Schaden kam; er wurde abgeführt, durchsucht und mit zwei Anzeigen konfrontiert. Zum einen wurde das Halten des Plakates kriminalisiert, da das Symbol der KCK vermutet wurde, zum anderen wurde ihm der falsche Vorwurf gemacht, er hätte einen Bullen beleidigt („Du kannst mich mal!“)

Beim Prozess erschienen viele solidarische Menschen im Zuschauerraum. Der Jugendrichter Krieger versuchte den politischen Kontext des Verfahrens von Anfang an zu leugnen. Als der Angeklagte zu seiner Verteidigung die Bedeutung des Gegenprotestes erläuterte und auf das faschistische Weltbild der UETD-Demonstrant*innen zu sprechen kam, wurde er abgeblockt mit den Worten „Das kann man alles im Internet nachlesen. Das ist unwichtig für den Prozess“. Auch als die Anwältin politisch argumentierte, fiel der Richter ihr ins Wort: „Plädieren können Sie später. Plädieren können Sie später. Plädieren können Sie später!“ Durch dieses Auftreten des Richters machte sich eine gewisse aufgezeizte Stimmung bemerkbar. Nachdem der Anwältin kein politisches Statement erlaubt wurde, verwies sie auf die Unglaubwürdigkeit der Polizei, die behauptete, nicht mitgeilmt zu haben, was jedoch auf kursierenden Internetvideos zu sehen ist. Hierbei ließe sich zumindest der Vorwurf der Beleidigung widerlegen. Richter und Staatsanwalt zeigten hierfür kein Interesse, der Richter meinte wortwörtlich, es sei ihm „scheißegal“; der Staatsanwalt musste einräumen, diese sehr einfach zu findenden Videos in seiner mehrmonatigen Vorbereitungszeit nicht gesehen zu haben.

Der erste Bullenzeuge Horn wurde angehört. Das Gespräch zwischen Richter und Bulle lief ähnlich angespannt wie zuvor mit dem Angeklagten. Das liegt an der rhetorischen Unfähigkeit des Bullen, der die Fragen nicht konkret beantwortete und ausschwiff, wodurch der Richter wütend wurde. Letztlich sagte er, dass er keine Beleidigung gegen seinen Kollegen Kopp mitbekommen habe, obwohl er die ganze Zeit etwa 1-2 Meter vom Angeklagten entfernt stand.

Als schließlich der zweite Bullenzeuge und angeblich Geschädigter Kopp aussagte, gipfelte die Peinlichkeit für die Staatsanwaltschaft. Zur Beleidigung meinte er, dass diese nie gefallen sei. Als der Richter darauf hinwies, dass dies in der Anklage stehe und die schriftliche Aussage des Bullen diesen Vorwurf beinhaltete, fragte der Bulle: „Das hab ich gesagt?“ Offensichtlich war damit der Anklagepunkt der Beleidigung falsch und die Unterstellung gegenüber dem Angeklagten willkürlich. Als der Staatsanwalt merkte, dass sich die Chancen für den Angeklagten verbesserten, versuchte er dem Bullen „auf die Sprünge zu helfen“, indem er suggestive Fragen stellte und sich doch noch erhoffte, er würde den Angeklagten beschuldigen („Sind Sie sich wirklich ganz sicher? Gibt es nicht doch noch ein paar Kollegen, die das mitbekommen hätten?“) Hier zeigte sich mal wieder der eiserne Willen der Staatsanwaltschaft, Menschen, die in einem politischen Prozess stehen, zu schaden, wo es nur geht. Doch nicht nur für die Anwältin, sondern auch für den Richter war dieser Punkt hinfällig geworden. Bleibt jedoch der fade Beigeschmack der Verhandlung, dass Bullen in ihren Ermittlungen lügen und konstruieren können, was sie wollen.

Auf Ende zu sah man beim Richter eine gewisse Betrübtheit über das Verfahren. So sprach er von einem „kaputten Verfahren“ und plädierte dafür, die Verhandlung einzustellen und dem Angeklagten das Plakat wieder auszuhändigen. Begründet wurde dieser Vorschlag mit den Worten „Ich hab keine Ahnung, ob dieses Plakat strafbar ist. Und wenn ich das nicht weiß, kann er es auch nicht wissen.“ Man merkte, dass dem Richter der Vorwurf lächerlich erschien und er sich auch in der Frage um kurdische Organisationen und deren Symbole keineswegs auskannte. Die Herausgabe des Plakats wurde vom Staatsanwalt jedoch verhindert. Es müsse für weitere Nachforschungen in der Aufbewahrungskammer bleiben.

Im Plädoyer sprach sich der Staatsanwalt dafür aus, den Angeklagten in beiden Fällen schuldig zu sprechen. Das Plakat sei definitiv verboten und die Beleidigung sei trotzdem gefallen- sie stehe ja in den Akten- auch wenn sich die zwei Bullenzeugen nicht daran erinnern können. Jedoch plädierte er für das Jugendstrafrecht, da ein solches Verhalten „typisch für Jugendliche“ sei. Mit diesem „typischen“ Verhalten meinte er wohl das Grundrecht auf legitimen Protest.

Der Richter, dem das alles sehr unangenehm erschien, sprach den Angeklagten jedoch frei. Beschämend musste er zugeben, dass es sich bei diesem Verfahren um „kein Ruhmesblatt für unseren Staat“ handelte. Um noch ein paar pädagogische Worte mit auf den Weg zu geben, meinte er: „Wir konnten Ihnen keine Straftat nachweisen, aber geben Sie sich doch nicht der Gefahr einer solchen aus.“

Das bedeutet im Klartext: Gehen Sie nicht auf Demonstrationen! Lassen Sie die UETD und Grauen Wölfe unbeachtet in Würzburg aufmarschieren! Bleiben Sie lieber zuhause und akzeptieren Sie den Zustand dieser Welt, wie er ist!

Warum? Man könnte ja Gefahr laufen, einer Straftat, die man nie begangen hat, angezeigt zu werden. Durch das Halten eines legal erhältlichen Plakats zum Beispiel. Oder durch die Lügen von Bullen, die einfach aus dem Nichts Beleidigungen erfinden können.

Der Richter hatte recht, das Verfahren war „kein Ruhmesblatt“. Sein Aufruf zur Apathie jedoch auch nicht!

Es gibt es doch, das ruhige Hinterland

Für Freitag, den 18.11., kündigte die AfD Unterfranken eine Veranstaltung in Prichsenstadt (Landkreis Kitzingen) an. Hauptredner war Jürgen Elsässer, der durch verschwörungstheoretische und neurechte Ansichten bekannt ist.
Grund genug für uns, in die ländliche Region zu fahren, um uns ein Bild von der Lage zu verschaffen und gegebenenfalls Gegenproteste zu unterstützen. Unsere kleine Gruppe von Antifaschist*innen traf vor Ort auf einen Veranstaltungsort, der mit unterschiedlichem Klientel besucht war. Von Dorfjugend bis zum Rentner war alles neurechte Pack vertreten, nicht zuletzt mehrere Gruppen junger Neonazis, die einen aggressiven Eindruck machten. Am Eingang der städtischen Mehrzweckhalle, in der gehetzt wurde, standen bürgerlich gekleidete Ordner in Nadelstreifen, die unsere kleine Gruppe musterten.
Da wir eindeutig auffielen und keine Spur von Gegenprotest zu erkennen war, entschlossen wir uns, das Provinzkaff zu verlassen. Unseren Plan, bei fehlendem Protest der Veranstaltung beizuwohnen, gaben wir angesichts der hohen Anzahl potenzieller Nazischläger auf.
Was bleibt, ist eine erschreckende Bestandsaufnahme. Die AfD bekommt nicht nur eine beachtliche Halle für ihre rechte Propaganda, sie kann diese auch ohne jeglichen Gegenprotest abhalten. Der Spruch „Es gibt kein ruhiges Hinterland“ erscheint unter diesen Aspekten als eine Farce. Nazis fühlen sich im Landkreis Kitzingen bis jetzt sehr wohl.
Für die Zukunft gilt es, den Protest, wenn es ihn nicht in den Dörfern gibt, aus den Städten dorthin zu tragen, damit es bald auch für den Raum Würzburg heißt: Es gibt kein ruhiges Hinterland!

Demo gegen die Germanenfete

Wie jedes Semester wird auch in diesem Oktober wieder die sogenannte „Germanenfete“ der Burschenschaft Germania in Würzburg stattfinden. Dabei handelt es sich um eine unter Würzburger Studierenden äußerst beliebte, „unpolitisch“ angelegte Party, die allerdings seit Jahren auch als eine der zentralen Partys der Würzburger Burschenschaftsszene fungiert. Während sich viele Verbindungen in Würzburg unpolitisch geben und größtenteils auch nicht ins politische „Tagesgeschäft“ eingreifen, haben sich verschiedene Würzburger Burschenschaften und deren Mitglieder in den letzten Monaten mit Aktionen hervorgetan, die klar werden lassen, welche politischen Überzeugungen Burschenschaften und ihre Mitglieder zumeist vertreten: Nationalismus, Rassismus und Sexismus. / /Schon während der Wügida-Demonstrationen zwischen Dezember 2014 und Oktober 2015 stammte ein beträchtlicher Teil der Demonstrierenden aus der Würzburger Burschenschaftsszene. Ebenfalls präsent sind Burschenschafter bei der AfD und ihrer Jugendorganisation sowie der nicht minder gefährlichen, neo-faschistischen „Identitären Bewegung“; letztere fiel in Würzburg unangenehm auf, als einige ihrer Aktivisten im April eine Veranstaltung der GRÜNEN mit Cem Özdemir stürmten. Dass die Würzburger Burschenschaftsszene gut mit Rechtsextremist*innen vernetzt ist und auch nicht vor Gewalttätigkeiten zurückschreckt, zeigt ein Vorfall im Juli 2016. Dabei wollte eine Gruppe Antirassist*innen gegen eine Veranstaltung der Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg protestieren. Anlass dazu gab es genug, denn die Burschenschaft hatte mit Reimond Hoffmann einen Rechtsaußen-Vertreter der AfD zu einem Vortrag eingeladen. Kurz vor dem Protest wurden die Antirassist*innen von zwei Burschenschaftern gewalttätig angegriffen; einem Mitglied der GRÜNEN JUGEND Würzburg wurde dabei zweimal ins Gesicht geschlagen. Auch die Burschenschaft Germania, in deren Räumlichkeiten die Germanenfete stattfinden wird, ist nicht weniger problematisch/ /Die Burschenschaft Germania ist eine pflichtschlagende Verbindung. Mitglieder dürfen, wie in fast allen Verbindungen, nur Männer werden. Allgemein sind Burschenschaften sehr patriarchalische Vereinigungen. Frauen werden als eine Art Accessoire angesehen und es wird ein konservatives Familienbild propagiert. Ebenfalls vertreten Germania und andere Burschenschaften in Würzburg nationalistische Positionen. Zwar versucht die Germania, sich auf ihrer Internetseite von Rechtsextremismus zu distanzieren. Wie unwichtig diese Abgrenzung dann allerdings in der Praxis zu sein scheint, zeigt schon die Tatsache, dass auf einer der letzten Germanenfeten mit Simon Kaupert, dem Gründer von Wügida, einer der führenden Köpfe der sogenannten „Neuen Rechten“ geduldet wurde. Auch kam es in der Vergangenheit auf den Germanenfeten schon zu rassistischen Übergriffen durch Burschenschafter. / /Generell kann festgehalten werden, dass die Burschenschaftsszene in letzter Zeit immer mehr eine Scharnierfunktion zwischen konservativem Bürger*innentum, der intellektuellen „Neuen Rechten“ und rechtsgerichteten Parteien wie der AfD eingenommen hat. Durch die Germanenfete wird versucht, dem Konstrukt aus Nationalismus, Sexismus und Rassismus einen unpolitischen Anstrich zu geben. Vor allem Studierende im ersten oder zweiten Semester gehören zur Zielgruppe der Germanenfete, um sich diesen als besonders jung und hip/weltoffen zu präsentieren. Dass Burschenschaften allerdings in einem sehr viel umfassenderen Kontext betrachtet werden müssen, ist vielen dabei nicht bewusst. Die alljährliche Feier der Germania zu Würzburg reiht sich längst neben andere große Feierlichkeiten ein und gilt unter Studierenden mittlerweile als feste Größe. Doch das Private ist längst politisch! Wer scheinbar unpolitisch auf einem Gelände Party macht, auf dem sonst völkisches, sexistisches und rassistisches Gedankengut verbreitet wird, ebnet dem zunehmenden Hass auf Geflüchtete und Antifaschist*innen den Weg./ /Wir als GRÜNE JUGEND Würzburg wollen und können das nicht länger hinnehmen! Wir rufen deswegen zu unserer Demonstration „Keine rechten Umtriebe unter unpolitischem Party-Deckmantel“ auf! Wir starten am 25.10., dem Tag der Germanenfete, um 20 Uhr am Oberen Markt. Unser Demonstrationszug wird uns direkt vor das Haus der Burschenschaft in der Nikolausstraße führen. Kommt vorbei und demonstriert mit uns gegen menschenverachtende Einstellungen und ihre Verbreitung!/ Wir würden uns sehr freuen, euch alle auf der Demo begrüßen zu dürfen! Auch ist es erwünscht, dass der Aufruf und der Termin weiterverbreitet wird. Wir sehen uns auf der Straße!

Bericht zur AfD-Kundgebung am 24.7.2016

Am 24.7.16 fand am Abend auf dem Marktplatz eine Kundgebung der AfD unter dem Motto „integration gescheitert“ statt. An der Kundgebung nahmen ca. 50 Personen teil. Der Gegenprotest war mit ca. 250 Personen deutlich stärker und durch das laute Auftreten war nichts der AfD-Reden zu hören. Die AfD hatte eine eigene Security engagiert, die alle in komplett schwarzen Anzügen auftraten und an den Eingängen zur Umgitterung als Ordner auftraten. Während diese noch relativ ruhig auftraten, wurden diese Unterstützt von aufgepumpten Schlägern mit wenig Hirn aber dafür einer Ordnerbinde, deren hauptsächliche Aufgabe es schien, Gegendemonstrierende zu provozieren und sich zum Prügeln zu verabreden. (Zitat: „9 Uhr. 5 von euch gegen 5 von uns“). Darauf wurde sich natürlich nicht eingelassen.

Continue reading „Bericht zur AfD-Kundgebung am 24.7.2016“

Kein Vergeben. Kein Vergessen – Wider dem Geschichtsrevisionismus

Aufruf zu Aktionstagen in Würzburg am 6./7./8. Mai 2016.

Es ist 2016. Das Ende des Zweiten Weltkriegs liegt nun 71 Jahre zurück und faschistische Gedanken werden wieder offener geäußert. Seit vorletztem Herbst zeigt sich auch auf den Straßen und in den Parlamenten wieder deutlich wie tief verwurzelt Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus in der deutschen Gesellschaft sind. Genau in dem Land, das für die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte verantwortlich ist, gehen Zehntausende mit ihrer Fahne auf die Straße und hetzen hemmungslos gegen alles, was nicht in ihr deutsches, kleinbürgerliches, faschistoides Weltbild passt.

In jenem Land, in dem Synagogen brannten, Menschen in Konzentrationslager deportiert wurden und das in seiner nationalsozialistischen Verblendung den Zweiten Weltkrieg begann, brennen heute Geflüchtetenunterkünfte, Menschen werden aufgrund ihrer Herkunft angegriffen oder vom Staat unterhalb jeglicher Menschenwürde behandelt und eine Partei mit einem extrem nationalistischen Programm zieht in die Landtage ein. Vor ein paar Jahren hat man als Antifaschist*in noch hören müssen: „Ach, Nazis sowas gibt’s doch eh nicht mehr“. Spätestens seit der „Entdeckung“ des NSU sollte jedoch jeder*m klar sein, welche tödlichen Konsequenzen faschistische Einstellungen auch heute nach sich ziehen.

Wir können also nicht sagen, dass der Faschismus besiegt ist und dennoch feiern wir am 8. Mai den Tag des „Sieges über den Faschismus“. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Nazideutschland endgültig im Zweiten Weltkrieg. Eine Leidenszeit für viele Verfolgte der Faschist*innen endete. Die Deutschen wollten den „totalen Krieg“ und bekamen ihn. Ihre nationalistischen und chauvinistischen Anschauungen trieben das ganze Land in einen faschistischen Rausch. Bis zum letzten Kriegstag kämpften Faschist*innen gegen die Alliierten. Der 8. Mai war historisch gesehen ein Glückstag. Deutschland lag in Schutt und Asche und hatte die Quittung bekommen für zwölf Jahre Faschismus. Nach dem Krieg begannen direkt die Bestrebungen der Deutschen sich als Opfer des Krieges darzustellen. Auch in Würzburg, einer Stadt, die komplett zerstört wurde, trauern jedes Jahr am 16. März Tausende anlässlich der Bombardierung der Stadt. Neonazis versuchen genau dort anzudocken. Das Ziel der Faschist*innen ist es mit der Verkehrung des Täter-Opfer-Verhältnisses die Geschichtsschreibung zu bestimmen.

Wir hingegen werden es nicht zulassen, dass Würzburg oder Deutschland die Schuld für die Verbrechen der Nazizeit abgesprochen wird. In der Region und der Stadt werden im April regelmäßig antifaschistische Aktionen stattfinden, die daran erinnern welche Grausamkeiten von diesem Flecken Erde ausgingen. Am Wochenende des 8. Mai werden wir dann ein antifaschistisches Aktionswochenende in Würzburg veranstalten. Es wird Vorträge geben, samstags eine Nachttanzdemonstration und am Sonntag, den 8. Mai, Aktionen in der Stadt.

Uns ist es wichtig den Menschen zu zeigen, wie grausam die Zeit des
Nationalsozialismus war und es ist uns dabei wichtig, nie den Blick für die gegenwärtige Situation zu verlieren. Wir wollen den Nazis zeigen, dass sie keine Chance haben in Würzburg ihre Strukturen aufzubauen.

Beteiligt euch an Aktionen und lasst uns am Abend des 7. Mai ein starkes antifaschistisches Zeichen auf der Nachttanzdemonstration setzen!

KEIN VERGEBEN! KEIN VERGESSEN!

WIDER DEM GESCHICHTSREVISIONISMUS!

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
(Schwur von Buchenwald)

Fr, 6. Mai: „Bis heute verfolgt – die Situation der Sinti und Roma“. Vortrag im Cairo, Einlass ab 19:30 Uhr, Beginn 20:00 Uhr.

Sa, 7. Mai: „Wer nicht feiert hat verloren“. Nachttanzdemo, Hauptbahnhof 19:45 Uhr.

So, 8. Mai: „Kein Vergeben, kein Vergessen! Wider dem Geschichtsrevisionismus“ – Demonstration, Hauptbahnhof 16:00 Uhr.

wue16_Plakat

wue16_Sticker

Bericht zur Kundgebung am 22.04.2016 – „Kein Vergeben – Kein Vergessen! – Wider dem Geschichtsrevisionismus“

Am Freitagnachmittag versammelten sich ca. 20 Antifaschist*innen zu einer etwa vierstündigen Kundgebung am Oberen Markt in Würzburg vor dem Falkenhaus. Es wurden Reden gehalten, die sich mit der Gedenkkultur der Würzburger*innen auseinandersetzen. Beispielsweise wurde in einer Rede thematisiert, dass in Würzburg ein martialisches Denkmal für die deutschen Soldat*innen der beiden Weltkriege steht und in unmittelbarer Umgebung den Opfern der Shoa ein wesentlich kleineres Denkmal gewidmet ist. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie Täter aus der Nazizeit als Helden oder wie im Falle der Zerstörung Würzburg als Opfer des Krieges verklärt werden.

Da wir all dies nicht hinnehmen möchten entschieden wir uns mit den Würzburger*innen ins Gespräch zu kommen, die sich am gut frequentierten Oberen Markt zum Bummeln oder Einkaufen aufhielten. Es gab viel positive Resonanz, auch sehr häufig von Menschen, die die Zeit des Krieges in Würzburg miterlebt haben. Natürlich fühlten sich auch manche auf den Schlips getreten und behaupteten, sie hätten ja von all den Verbrechen der Nazis nichts gewusst. Traurig ist allerdings, wie viele junge Menschen vollgepackt mit Einkaufstaschen sich augenscheinlich für nichts ausser ihren Konsum interessieren. Ein Indiz dafür, wie wichtig es ist, dass wir weiter die Geschehnisse der Nazizeit aufarbeiten und analysieren. Es kann nicht sein, dass Menschen der Geschichte ihrer Stadt mit solch einer Ignoranz entgegentreten. Mit Fotos, die Würzburg im Rausch des Nationalsozialismus zeigen, wurde verdeutlicht, dass die Stadt alles andere als ein unschuldiges Kriegsopfer war. Es wurden hunderte Flyer mit dem Aufruf zu unserem Aktionswochenende am 6./7./8. Mai verteilt. Insgesamt kann man sagen, dass wir mehr positive Gespräche mit den Passant*innen geführt haben, als negative. Auch zwei der (scheiß) Identitäteren besuchten uns und schossen ein paar Fotos.

Am 7. Mai bei der Nachttanzdemonstration und am 8. Mai bei unserer nachmittäglichen Demonstration werden wir weiter versuchen dem Geschichtsrevisionismus Einhalt zu bieten.

Kundgebung1

Kundgebung2