Monatsbericht Mai 2017

1. Mai
Den diesjährigen 1. Mai sehen wir mit gemischten Gefühlen. Einerseits blicken wir auf die erfolgreichen Versammlungen in Halle an der Saale, wo es Antifaschist*innen mittels Blockaden schafften, den Aufzug der Partei „Die Rechte“ zu verhindern. Unter den frustrierten Neonazis, die nicht marschieren konnten, suchten zahlreiche die Konfrontation und verübten Angriffe. So wurden Jugendliche aus einem Aschaffenburger und einem weiteren Auto (Kennzeichen: AB-TR 867, schwarzer Opel / MKK-CM 378, schwarzer Mazda) mit Pfefferspray, Eisenstangen und Böllern angegriffen. Mit dabei waren die Aschaffenburger Neonazis Thomas Scherf und Marco Baumann, sowie Nadine Hofmann aus Bamberg, die bereits durch ihre Zugehörigkeit in der militanten Bamberger Neonaziszene bekannt ist, die vor etwa zwei Jahren Bomben bauen wollte. Dieser Vorfall alamiert uns, zeigt es doch eine hohe Aggressivität und die gute Vernetzung der militanten Faschist*innen in Franken. Weitere Infos zu dem Angriff der selbsternannten „Aryans“: https://linksunten.indymedia.org/de/node/212012 . Weiterhin attackierte ein Nazimob, der zuvor in Halle war, Polizist*innen in Apolda, was mit der Festnahme von 103 Neonazis endete.
Auf der anderen Seite blicken wir auf den bundesweiten Naziaufmarsch der Partei „III. Weg“ in Gera, der trotz Blockadeversuche stattfinden konnte. Etwa 500 Neonazis nahmen daran teil, deutlich mehr als bei dem am 18.02. in Würzburg stattgefunden III.-Weg-Aufmarsch, für den auch bundesweit mobilisiert wurde. Die Mobilisierung für den 1. Mai in Gera fand auch in Würzburg statt, so plakatierten Neonazis unter anderem an der Universität am Hubland.
Für Würzburg sind am 1. Mai keine Neonaziaktivitäten bekannt.
In Nürnberg demonstrierten Tausende in der traditionellen „revolutionären 1. Mai-Demo“ für eine offene, befreite Gesellschaft jenseits von Kapitalismus, Nationalismus und Ausgrenzung.

AfD-Aktivitäten
Die AfD Unterfranken organisierte am 12. Mai in Prichsenstadt einen Vortrag mit dem Fraktionsvorsitzenden des Landtages von Sachsen-Anhalt André Poggenburg. Anders als bei einer ähnlichen Veranstaltung in Prichsenstadt im Winter gab es diesmal Proteste. Die Jusos Unterfranken verlangten in einem offenen Brief vom TSV Prichsenstadt, die Veranstaltung in ihrem Sportheim (Wiesentheider Straße 2, 97357 Prichsenstadt) abzusagen. Da darauf nicht eingegangen wurde, fanden sowohl Veranstaltung als auch Gegenprotest statt. Auch in nächster Zeit finden im Würzburger Umland AfD-Aktionen statt:
-Am 24. Juni in Bad Königshofen, unter anderem mit dem
Verschwörungstheoretiker Elsässer.
-Am 12. Juli ab 19 Uhr in Wiesthal.
-Am 22. Juli, Ort noch unbekannt.

Germanenfete
Die nationalistische und sexistische Burschenschaft Germania hat in Würzburg mal wieder, so wie jedes Semester, ihre „Germanenfete“ veranstaltet. Auffällig war dieses Semester jedoch das Datum, eine Woche später als sonst, und eine unüblich kurzfristige Ankündigung im Vorhinein. Alles in allem hatte es den Eindruck, die Mobilisierung der Burschen sei schleppender als in den Vorjahren, so sind uns auch keine Flyeraktionen in den Tagen davor bekannt. Im Vergleich zum letzten Semester fand zwar keine angemeldete Gegenveranstaltung vor der Burschenschaft statt, jedoch wurde das Treiben beobachtet. Nach unserem Kenntnisstand ging die Party auch nicht so lange wie sonst.

Alice Schwarzer
Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hielt am 12. Mai im Audimax der Universität einen Vortrag, in dem sie islamophobe und rassistische Äußerungen brachte. Sie war der Meinung, männliche Migranten aus dem arabischen Raum könnten mit den europäischen „Werten“ nichts anfangen, weshalb sie häufiger zu Sexualdelikten neigen würden als männliche Europäer. Diese Behauptungen, die durch offizielle Kriminalstatistiken widerlegt sind, fanden Zuspruch bei den meisten Zuhörer*innen. Als bei den offenen Fragen nach dem Vortrag jedoch auch Gegenstimmen und Kritik an ihrem eingeschränkten Weltbild aufkamen, reagierte Alice Schwarzer höchst empfindlich und bezeichnete die Kritiker*innen als „pseudolinke Terrorcrew“. Allgemein verschärfte sich ihr Ton und sie beharrte auf ihren Überzeugungen. Eingeladen wurde sie von der „GSIK Jura“, einer Gruppe der Juristischen Fakultät. Es wird darüber nachgedacht, einen Offenen Brief an diese zu schreiben.

Xavier Naidoo
Der durch Verschwörungstheorien bekannte Sänger Xavier Naidoo hatte am 11. Mai einen Auftritt in den Würzburger Posthallen. Nicht nur sein neues Lied „Marionetten“ zeugt von verkürzter Kapitalismuskritik, er liebäugelt auch mit Pegida und den neurechten „Reichsbürgern“. Die Grüne Jugend versuchte im Vorfeld, den Auftritt durch Forderungen an die Posthallen zu verhindern, was aber nicht durchkam. Am Konzertabend selbst protestierten Mehrere auf kreative Weise gegen Xavier Naidoo, indem sie sich vor den Posthallen mit Aluhüten aufhielten. Es kam auch zu verbalem Austausch mit dem Sänger.

Deutsche Mitte
Die rechtsoffene Partei „Deutsche Mitte“ veranstaltete in der Würzburger Hofbräu in der Zellerau, der bekanntesten Würzburger Brauerei, einen Vortrag über Gesundheitssysteme und den Einfluss der Pharmakonzerne. Im Vorhinein hatte sie auch in Briefkästen von Studierendenwohnheimen geflyert.

Identitäre Bewegung
Die Identitären verbreiteten mittels Flyern ihre Hetze gegen Geflüchtete. Sie warfen diese in Briefkästen in Heidingsfeld und im Frauenland, unter anderem in Studierendenwohnheimen. Inhalte der Flyer waren beispielsweise die überspitzte Angst um den „großen Austausch“, sprich ein „Sterben“ des „deutschen Volkes“ durch die Aufnahme von Geflüchteten.